Was tun gegen Mobbing? - Nicht länger wegsehen!!!

 

Mobbing vergeht nicht von alleine! Darum braucht es Menschen, die den Mut haben zu handeln!

Das Ziel muss ein gutes, lebenswertes zwischenmenschliches Klima  an der Schule sein. Kinder haben ein Recht auf Schutz vor solchen Belastungen!

Es ist wichtig, eine Kultur des Hinschauens statt des Wegschauens zu fördern - bei den Schülerinnen und Schülern, in der Lehrerschaft und bei den Eltern.

 

Ungünstige Reaktionen von Eltern und Lehrkräften:

  • Verharmlosung
  • Verständnis für den/die Täter äußern
  • Verhalten des Opfers als (Teil der) Ursache analysieren, warum das Opfer misshandelt wird (Opfer ist selber schuld)
  • Schuldzuweisungen - "wenn du so und so bist, musst du dich nicht wundern, wenn...."
  • Ungeeignete Ratschläge: "Wehr dich!", "Am besten gehst  du denen aus dem Weg!", "Das gibt sich von selbst", "Du musst dich wehren, schlag zurück". Die meisten gut gemeinten Ratschläge verkennen die Situation und greifen das beschädigte Selbstbewusstsein des Opfers weiter an.

Du bist von Mobbing betroffen?

Wichtig ist: Du bist nicht Schuld an der Situation! Du hast nichts falsch gemacht. Sicher hast du Fehler wie jeder Mensch, aber das ist kein Grund, dass man dich mobbt. Du hast das Recht, von anderen mit Respekt behandelt zu werden - wie jeder Mensch! Du darfst eine Meinung haben, deine Wünsche aussprechen, darfst Fehler machen, darfst "nein" sagen - wie alle anderen auch!

Es ist nicht einfach, aus so einer Situation wieder herauszukommen. Schon gar nicht alleine!

  • Hol dir Unterstützung! Sprich darüber!
  • Deine Situation kann sich nur verbessern, wenn Du mit jemandem sprichst!

Wenn du an der Schule keine Freundinnen oder Freunde hast, wende dich an jemanden außerhalb der Schule. Wende dich auch an deine Eltern, an Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Schulpsychologinnen.  Sich in einer schwierigen Lage an Erwachsene zu wenden, ist kein Petzen, es ist der einzige richtige Weg.

Außerdem kannst du ein Mobbing-Tagebuch führen: hier kannst du aufschreiben, was wann geschehen ist, wer daran beteiligt war und wie du dich dabei gefühlt hast. Vielleicht kannst du so besser erkennen, wer Anführer/in ist, wodurch er/sie Macht gewinnt, wer ihn/sie unterstützt und wer nicht mitmacht.

Aber vergiss nicht: es ist nicht deine Schuld!

Du kannst auch deine Erfolge aufschreiben - und seien sie noch so klein, z.B. wenn du dich mit einem wütenden Blick gewehrt hast.

Vielleicht findest du an deinem Wohnort eine Selbstbehauptungsgruppe? Man kann bestimmte Verhaltensweisen trainieren, z.B. eine feste Stimme, eine aufrechte Haltung mit erhobenem Kopf, bestimmte Sätze.  Deine Körperhaltung kann sich auf dein Selbstwertgefühl auswirken und mit genügend Übung im Schutz der Gruppe kannst du Verhaltensweisen mit der Zeit auch spontan außerhalb anwenden.


Was kannst Du als Mitschülerin oder Mitschüler tun?

Wenn du mitbekommst, dass jemand aus deiner Klasse gemobbt wird: Mach nicht mit! Schau nicht zu und schau nicht weg!

Du bist sicher nicht der/die Einzige, die das, was passiert, nicht in Ordnung findet. Es braucht Mut, sich gegen alle anderen für jemanden einzusetzen. Aber wenn eine/r erst mal den Anfang macht, findet sich oft weitere Unterstützung. 

Vielleicht hast du Angst, den Anfang zu machen? Dann suche dir einen Ansatz aus, den du dir zutraust.

  • Beteilige dich nicht am Lästern gegen andere.
  • Beobachte, wer außer dir nicht mitmacht - suche nach Verbündeten.
  • Ziehe Vertrauenspersonen hinzu, z.B. ein Mitglied der Schülervertretung, eine Lehrkraft, der du vertraust, u.a.
  • Sprich das Mobbing-Opfer an, zeige ihm/ihr, dass du ihn/sie respektierst.

Vielleicht magst du das Mobbing-Opfer selbst nicht? Das ist KEIN Grund, bei Mobbing mitzumachen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass man einen anderen Menschen fertig macht, auslacht, hänselt. Jeder Mensch verdient Respekt, unabhängig davon, ob du ihn/sie magst oder nicht. Es geht nicht darum, ob man jemanden leiden kann oder nicht, es geht um Fairness und Mut.


Was können Eltern tun?

Kinder sprechen  ihre Situation aus verschiedenen Gründen oft nicht von sich aus an. Meist schließen Eltern aus Beobachtungen im Alltag, dass etwas nicht stimmt. Es gibt keine Anzeichen, die mit Sicherheit für Mobbing sprechen. Wenn Ihr Kind  nicht zur Schule gehen will, Ausflüchte sucht, um zu Hause bleiben zu können, und dann ausweichend reagiert, wenn Sie es nach den Gründen fragen, könnte Mobbing eine Ursache sein.

  • Sprechen Sie das Mobbing an, ohne Ihr Kind in die Defensive zu drängen. Hören Sie zu und bleiben Sie ruhig. Nehmen Sie ernst, was Ihr Kind sagt.

Schaffen Sie einen ruhigen Rahmen und versuchen Sie, mit einer Feststellung in das Gespräch einzusteigen, z.B. "mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit niedergeschlagen wirkst". Sollte Ihr Kind Ihnen etwas erzählen, machen Sie ihm keine Vorwürfe ("warum hast du nicht... "), sondern schenken Sie ihm Verständnis, indem Sie auf seine Gefühle eingehen ("das hat dich sicher traurig / wütend / ... gemacht", "da hast du natürlich keine Lust mehr, zur Schule zu gehen"). Versichern Sie Ihrem Kind, dass die Situation NICHT seine Schuld ist, dass Mobbing durch nichts zu entschuldigen oder rechtfertigen ist.

  • Unternehmen Sie nichts ohne das Einverständnis Ihres Kindes, denn oft führt unüberlegtes Handeln der Eltern im Affekt zu einer Verschlimmerung der Situation! Planen Sie die weiteren Schritte gemeinsam mit Ihrem Kind. Überzeugen Sie Ihr Kind davon, dass etwas getan werden muss.
  • Abzuraten ist von diesen Maßnahmen:
    Rufen Sie nicht die TäterInnen oder deren Eltern an!
    Zwingen Sie das Kind nicht, selbst das Gespräch mit dem/der TäterIn oder einer Lehrkraft zu suchen!
    Erteilen  Sie keine sinnlosen Ratschläge ("nimm es nicht so schwer", "du musst dich eben wehren")!

Mobbing ist nicht das Problem einer einzelnen Person - es geht um ein ganzes System. Der erste Schritt kann das Gespräch mit dem/der Klassenlehrer/in sein. Versuchen Sie, eine Konfrontation und damit eine Eskalation des Geschehens zu vermeiden, soweit das möglich ist. Sie sind letztendlich an einer Problemlösung interessiert, nicht an Verurteilungen! Stoßen Sie auf taube Ohren, können Sie sich an die Elternvertretung, eine/n Schulsozialarbeiter/in, oder eine andere Lehrperson wenden. Fragen Sie nach einem Konzept der Schule im Umgang mit Mobbing. Sie können auch die Schulleitung hinzuziehen. Sorgen Sie beharrlich dafür, dass nicht über die Situation hinweggesehen wird!

Kommen Sie hier nicht weiter, wenden Sie sich an eine Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Ihrer Nähe.

 

Für Ihr Kind ist es wichtig, Ihre Unterstützung zu spüren!

Sorgen Sie dafür, dass es auch schöne Momente im Leben Ihres Kindes gibt und dass es spürt: ich werde geliebt, so wie ich bin!


und was Schulen und Lehrkräfte?

Mobbing ist nicht das Problem einer oder weniger Personen - nur dank vieler Beteiligter wird Mobbing möglich!

Mobbing darf niemals ignoriert oder geduldet werden! An Schulen geht es darum, ein Klima des HINschauens statt des Wegschauens zu schaffen. Man kann Mobbing nur bekämpfen, wenn Lehrkräfte, Kinder, Jugendliche und Eltern gemeinsam eine Schulkultur schaffen, in der ganz klar ist, dass Schikanieren NICHT geduldet wird. Es braucht Konzepte und Regeln auf der Schulebene, der Klassenebene,  der persönlichen Ebene und im Dialog mit den Eltern.

 

Hilfreiche Grundsätze:

  • Klare Grenzen setzen und auf Grenzverletzungen reagieren - dies schafft einen verbindlichen Rahmen für ein gutes Miteinander. (z.B. mit verbindlichen Verhaltensregeln für den Umgang miteinander)
  • Grenzen müssen im Notfall mit größerer Deutlichkeit verdeutlicht werden - trotzdem sind persönliche Verletzungen zu vermeiden (Kommunikationsregeln).
  • Frühzeitige Intervention beugt einem Verbleib des Opfers in der Opferrolle in seiner Schullaufbahn vor.

Hier fehlt der Raum für umfassende Informationen, auch gibt es keine einfachen Rezepte, die auf jeden Fall von Mobbing angewandt werden können. Es gibt jedoch  verschiedene Programme für Schulen, Kindergärten, Jugendzentren u.a.

Bitte recherchieren Sie im Internet.


Quellen u.a.:

Mobbing unter Kinder und Jugendlichen, Broschüre drei-w-Verlag

No Blame Approach, Heike Blum/Detlef Beck,Praxishandbuch

Streber, Petzer, Sündenbücke, Horst Kasper, AOL

http://www.bpb.de/lernen/grafstat/mobbing/

http://www.sbndb-regionalpoint-bogen.de/  -- Navigation: Mobbing

https://www.km.bayern.de/mobbing